Ich bin wirklich kein Kostverächter, würde der Mann sagen, wenn es um Frau in heißen Dessous geht. Nur geht es ihm dann um die Frau und kaum um das, was sie trägt – egal, was und wie sie es trägt. Jungs, Hand aufs Herz, habe ich Recht?
Und ich bin bei Leibe kein Kostverächter, wenn es um Dessous geht: Ich trug schon La Perla zu Zeiten, als Rock und Bluse noch von H&M stammten, also mein Gehalt dies eigentlich nicht zuließ und ich tat das für mich (!). Doch bei Hebe-BHs und String-Ouverts hört mein Kostverständnis auf. Ich fragte Birgit Rieker-Jongen, Inhaberin von Escora, die ebensolche Unterwäsche anbietet, was es mit dieser fragwürdigen Bekleidung nun auf sich hat, zumal ihr eleganter Onlineshop Frauen anspricht, die bei “Bondage” an die “Nudes” des Düsseldorfer Fotokünstlers Thomas Rueff denken und Lack und Leder allenfalls als modisches Statement (z.B. bei Versace) kaufen…
Rieker-Jongen: “Ich gebe Ihnen Recht, natürlich sind erotische Dessous 5 Minuten-Artikel, die geradezu danach schreien ausgezogen zu werden. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Männer ihre Frauen sehr gerne auspacken. Das bestätigt auch die interessante Tatsache, dass ein Großteil der Käufer in unserem Onlineshop Männer sind, die diese erotischen Artikel für ihre Frauen einkaufen. Ich glaube, in jedem Mann steckt immer noch ein kleiner Junge und was machen kleine Jungs am liebsten, außer mit Eisenbahnen und Autos spielen? Geschenke auspacken! Jede Frau ist ein Geschenk und wir liefern mit Escora eben die richtige Verpackung. Ouverts, raffinierte Schnürmieder oder Hebe-BHs zeigen mehr vom Körper als die „normalen“ Dessous, aber eben auch nicht alles – sie machen die Männer neugierig und regen zum Entdecken an. Das Spiel der erotischen Verführung existiert schon seit Jahrzehnten und gerade heutzutage schlüpfen Frauen gerne ab und an die Rolle der Femme Fatale. Frauen sind mutiger und selbstbewusster geworden. Sie legen mehr Wert auf Erotik, sind bereit Neues auszuprobieren und setzen ihre Reize bewusst in Szene.”
Gerade die Slip oder String Ouverts machen mir gedanklich zu schaffen. Wann zieht man diese an? Ziehen sich Ihre Kundinnen nach dem Dinner noch einmal um oder gehen sie mit den Ouverts sogar schon zur Arbeit?!
Rieker-Jongen: “Vor allem nach Filmen wie Eyes Wide Shut, Moulin Rouge, Burlesque und seit der Romantriologie „50 Shades of Grey“ sind erotische Dessous salonfähiger geworden. Die Ouverts sind mit Sicherheit ein wenig gewagter als normale Slips, jedoch genauso bequem zu tragen. Lingerie ist etwas sehr Persönliches, eine Frau sollte sich darin bestenfalls wohl und sexy zugleich fühlen. Ich kann mir beide Szenarien gut vorstellen: Die selbstbewusste Karrierefrau – dynamisch, erfolgreich, Single und genießt ihr Leben in vollen Zügen –, die verführerische Lingerie alltäglich trägt, schließlich könnte jeder Tag eine neue Herausforderung mit sich bringen. Oder eben die Ehefrau, die sich vor dem Candle Light-Dinner umzieht, um ihren Mann dann Zuhause erst mit einem selbst kreierten Essen und anschließend mit aufregenden Dessous zu verführen.”
Soviel zur Theorie. Wie verkaufen sich die Ouverts in Ihrem Onlineshop in Relation zu anderen Höschen?
Rieker-Jongen: “In der Tat verkaufen wir in dem Onlineshop von Escora 70% erotische Dessous – Tendenz steigend. Der Anteil an Ouverts ist doppelt so hoch wie der an normalen Slips. Online kaufen viele Männer, aber auch die Frauen genießen die Anonymität und schöpfen mehr Selbstvertrauen bei der Auswahl ihrer Dessous.”
Das überrascht mich. Wenn Sie in einem Café oder Restaurant sitzen: Erwischen Sie sich gelegentlich dabei zu überlegen, was die anderen Damen wohl drunter tragen?
Rieker-Jongen: “Das ist eine Berufskrankheit… Als Protagonistin dieser sehr emotionalen Branche stelle ich mir häufig die Frage, was die Dame am Nebentisch wohl darunter trägt. Wenn man ins Gespräch kommt und es sich ergibt, frage ich sogar mal nach – da habe ich schon so manche Überraschung erlebt… Ich sage nur, stille Wasser sind tief.”
Was glauben Sie, nachdem Sie anhand meiner Fragestellung ein wenig über mich erfahren haben, liegt wohl so in meiner Dessous-Schublade?
Rieker-Jongen: “Unabhängig von den Marken, sind Sie mit Sicherheit eine Frau, die viel Wert auf schöne Dessous legt. Genauso vielfältig wie Ihre Fragen (wir können hier nicht alle abbilden, Anm. d. Red.) und Interessen sind, wird auch Ihre Dessous-Schublade ausgestattet sein. Auf jeden Fall haben Sie für alle Anlässe die passenden Dessous – nur beim Slip Ouvert bin ich mir nicht sicher, aber das können wir mit Escora ja ganz schnell ändern…”
Da haben Sie Recht. Vielen Dank für das anregende Gespräch.
Und nun die Frage an die Modepilot-Gemeinde: Seid Ihr nun vom Slip Ouvert überzeugt (Ihr könnt ja anonym kommentieren) oder seht Ihr das wie eine Kollegin, die heute zu mir sagte: “Wie jetzt, ein Slip, mit dem man Pipi machen kann?!”
PS: Demnächst auf diesem Kanal: Wäsche fürs Oktoberfest-Dekolleté
Fotos: escora.de