Fashion Revolution Days und des Slogans

Im Rahmen des Fashion Revolution Days und des Slogans „Who made your clothes” wollen wir die Designerin Karin Jordan vorstellen.

Sie betreibt ein Atelier in Berlin und macht, let’s just call it… „Kleidung für das Daily Business“. Denn die Kollektion ist wandelbar und variabel und funktioniert im Job genauso wie für alle anderen Aktivitäten des Tages, hinein bis ins Abendprogramm.

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Für jede Kundin gibt es eine intensive Beratung, innerhalb derer ihre subjektive Vorstellung, aber auch der objektive Blick der empathischen Designerin zum Tragen kommt. Das sonst oft als rein verkaufsorientiert empfundene Beratungsgespräch mit herkömmlichen Verkäuferinnen „das steht dir totaal gut, das würde ich unbedingt noch dazunehmen“, existiert hier nicht….“ Im Dialog mit Karin erfahre ich mehr:

Designmob:

Wie läuft ein Beratungsgespräch bei euch ab?

Du scheinst da sehr sensibel zu sein-wie sehr lässt du dich auf die Person ein-bzw. liege ich richtig und hast du einfach einen guten Zugang zu Menschen, kannst ein vertrautes Verhältnis schaffen, das man sonst eher nur zu Freundinnen hat und bist so in der Lage ganz anders ansetzen?

Karin Jordan:

Was uns unterscheidet von durchschnittlich verlaufenden Verkaufsgesprächen ist, dass wir Frauen ernst nehmen in ihren Bedürfnissen.

Das heißt, wir hören zu und nehmen wahr, was hinter dem gesagten Wort möglicherweise unausgesprochen anIntentionen sichtbar werden will. Im Verlauf einer Beratungsaktion kristallisieren wir im Prozess gemeinsam mit der Kundin ihren ganz persönlichen Stil heraus.

Wir geben Feedback bezogen auf das Fremdbild, respektieren aber immer dabei das Selbstbild jeder Frau.

Die Kundinnen spüren, dass wir sie in ihren Wünschen und auch Unsicherheiten respektieren. Dadurch entsteht ein warmes Miteinander, woraus sich ein Vertrauensverhältnis langfristig entwickeln lässt. Darauf aufbauend bieten wir unseren Kundinnen immer auch noch neue gestalterische Kontexte an, wodurch sich jede Frau aus ihrem eigenen, manchmal festgefahrenem Selbstbild heraus entwickeln kann. Das wunderbare an Mode ist, wenn wir sensibel damit umgehen, lässt sie uns Muster brechen, auch im Inneren. Wenn wir es so sagen wollen ein „Dornröschenkuss“.

Im Konkreten sieht es so aus, dass eine auf sich aufbauende Designlinie besteht mit einer Fülle an vorhandenen Modellen vor Ort, die in den Größen 36 bis 48 auf Lager sind und dadurch Frauen in allen Körpergrößen bei uns was finden und willkommen sind.

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Das ist der Gegenentwurf zum Einkaufen auf der High Street.

Die „Unfälle“, die oft beim Konsumieren von fast fashion entstehen, passieren ja so, dass die Kundin gern so aussehen würde/ so eine Ausstrahlung hätte wie das Model auf dem Foto. Obwohl sie selbst nicht so aussieht und die Message des Fotos (Lolita, Rebell, whatever) null zu ihr passt. Und somit wirkt die Kleidung fremd/ wie eine Verkleidung/ verkehrt.

An diesem Punkt möchte ich dich aus einem Gespräch zitieren:

„Ich entwickle nicht zwei Kollektionen im Jahr, sondern habe vor 20 Jahren angefangen die Jordan-Kollektion zu kreieren. Fortlaufend kommen neue Modelle hinzu, alte Modelle werden dem Zeitgefühl entsprechend modifiziert und bleiben somit der Kollektion erhalten.“

Das ist ja etwas, das viele Brands versuchen. Sie selbst zu bleiben und doch aktuell.

Ein kleiner time wharp:

Wie hat sich die Jordan-Kollektion in sagen wir mal der letzten Dekade verändert, kannst du anhand eines Beispiels wie Hose/ Blazer eine Wandlung skizzieren?

Ich denke da konkret an die Wandlung der straight Jeans zur skinny innerhalb der letzten 12 Jahre.

Karin Jordan:

Am Beispiel der Hose kann ich eine Zeitgeist-Silhouetten-Änderung in meiner Kollektion nicht zeigen, meine Kundin ist nicht die typische Skinny-Trägerin.

Eher bei Jacken hat sich was verändert. Signature Piece in der Kollektion ist „Der Mantel“. Sitzt perfekt und hat den Anspruch, dass bequem ein Hosenanzug darunter getragen werden kann. An ihm sieht man die Modifizierung deutlich: Die Schulterbreite ist schmaler geworden. Ärmel sind zierlicher.

Ein gutes Beispiel für „sich selbst treu bleiben und doch aktuell“ ist „Der Mantel“ in einer oversized Version. Ich habe die Tendenz subtil umgesetzt.

Wir als Team halten Styles so lange in der Kollektion, wie sie aktuell sind. Sobald wir das Gefühl haben „da stimmt was nicht mehr, hier müssen wir was ändern“, wird er modifiziert. Das ist auch was, auf das sich unsere Kundin verlassen kann. Unser modisches Gespür.

Designmob:

Schließen würde ich gerne mit einem Zitat von dir, das dich und deine Mode auf den Punkt bringt:

„Ich weiß, dass die Branche so funktioniert, dass sie Ideale erschafft für Kunden, und dass sie immer wieder neue Bilder erzeugt, damit ein Nachkaufen angeschürt wird, und es ist fast absurd zu sagen „das will ich nicht“ weil es ja geschäftsschädigend scheint. Ich sag ja eher, Kundin kauf weniger, du brauchst gar nicht so viel, wir leben im Überfluss, wir sind überreizt, und ich möchte dass wir Ressourcen schonend handeln, mit uns selbst und mit den Materialien, mit der Arbeitskraft, also sozusagen den ganzen Kontext darin sehen.“

Wir sind begeistert und empfehlen jedem, der Lust bekommen hat, im Store/ Showroom in der Anklamer Straße slow fashion und Style mit Herz zu erfahren.