Während auf den New Yorker Straßen der Schnee vom Himmel herabfiel, schickten Designer Maria Grazia Chiuri and Pierpaolo Piccioli am 10.Dezember Schneeflocken über den Laufsteg im Whitney Museum. Vor rund 600 geladenen Gäste, darunter Katie Holmes und Pucci-Designer Peter Dundas, präsentierten sie ihre Haute Couture Kollektion “Sala Bianca 945“. Es ist die Dritte in diesem Jahr, nachdem sie bereits im Januar und Juli zu den offiziellen Couture-Schauen in Paris präsentierten. Falls es nicht ganz deutlich wird: Zum Opening des von Star-Architekt David Chipperfield entworfenen Valentino Flagship-Store auf der 5th Avenue kreierten sie also eine zusätzliche Haute Couture Kollektion, speziell für diesen Anlass, die sie nicht! in Paris zeigten, wie für die Haute Couture üblich.
Im Januar werden sie erneut eine Haute Couture Kollektion in Paris während der offiziellen Couture-Schauen präsentieren. Hinzu kommen die halbjährlichen Prêt-à-porter-Kollektionen, Cruise, Pre-fall. Ach ja: Zum Shop-Opening gab es noch eine Capsule Collection.
Bei dieser Menge an Kollektionen und Passagen (individuelle Outfits inklusive Accessoires) wundert es mich nicht, dass die „Sala Bianca 945“- Kollektion viele Elemente der vergangenen Prêt-à-porter beziehungsweise Haute Couture-Kollektion aufgriff, wie zum Beispiel die bodenlangen Märchenroben mit Strickereien und transparenten Elementen.
Die Haute Couture setzt der schöpferischen Kraft eines Designers keine Grenzen. In diesem Metier können sie ihre Geschicke ausleben und Träume erschaffen. Bei Valentino verschmelzen die Grenzen. Doch nicht die Haute Couture orientiert sich an der Einfachheit von Prêt-à-porter. Im Gegenteil: Maria Grazia Chiuri and Pierpaolo Piccioli designen mit solcher Kunstfertigkeit, dass man im Showroom selbst die Ready-to-wear für Couture halten kann.
Hier übrigens mal zwei Damen, die tatsächlich diese Roben kaufen und auf den Leib schneidern lassen. Haute Couture-Kundinnen Becca Cason Thrash (Ehefrau eines Öl-Tycoon aus Texas) und Tracey Amon.
„Sala Bianca 945“, so der Name der Kollektion, ist eine Hommage an die allererste Show von Gründer Valentino, die er 1962 im Sala Bianca in Florenz während einer Art italienischen Modewoche zeigte. Die Dominanz von Weiß ist inspiriert von der “Non color” Show von Valentino Garavani aus dem Jahre 1968. Etwa zeitgleich widmete sich übrigens der Maler Robert Ryman seinen “Weiß auf Weiß”-Gemälden, die man aus dem MOMA kennt und die gerne mit “Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!” kommentiert werden.
Bevor ich auf einzelne Kreationen näher eingehe mein Fazit vorweg: Eine traumhafte Kollektion, die geradezu zu Tränen rührt. Genaus das verlange ich von Haute Couture – sie soll in mir Emotion wecken, ebenso wie ein Kunstwerk.
Minikleid aus Organza, bestickt und plissiert
Diese Kombination ähnelt stark der Kreation von Tom Ford, die Gwyneth Paltrow zur Königin der Oscars 2012 machte.
Kurzärmeliger, doppelt geknöpfter Mantel aus Krokodil-Leder in leichtem A-Shape. Erinnert an die großartige Sixties-Kollektion von Frida Giannini für Gucci.
Das perfekte Brautkleid. Übrigens die “cash cow” der Haute Couture.
Charmante Logo-Integration. Tiefer V-Neck für “Valentino”.
Plissiertes Musselin-Kleid“Jackie O” Guipure-Spitze (Ätzstickerei). Industriell herstellbar, trotzdem ist der Meter Stoff nicht unter 300 Euro zu haben.
Maria Grazia Chiuri & Pierpaolo Piccioli. Sieht sie nicht fantastisch aus?
Fotos: Valentino PR, Catwalkpictures
Der Beitrag Valentino Haute Couture erschien zuerst auf Modepilot.