Ich weiß, heute ist der letzte Tag der Haute Couture, aber ich sitze hier siet Tagen an einem Text neben den ganzen Schauenterminen und statt nachts zu bloggen, muss ich schreiben. Aber nun kommen erstmal die ganz Großen, damit Ihr im Bild seid, was hier die letzten Tage ablief.
Also, hier kommt Chanel. Mit einem spektakulären Setting in Form eines alten Theaters mit dementsprechend leicht schmuddeligen Vorhang. Dahinter sah man durch ein Baustellenloch auf eine futuristische Skyline.
Lagerfeld, der gerne nach Asien schaut, sagte zu seinem theadralen Aufbau: “Es ist der Weg von der alten zur neuen Welt.” Das ist nun vielschichtig auszulegen: Alte Welt = Europa, neue Welt = Asien, Südamerika? Dort gibt es solche Städte und dort werden ohne Rücksicht auf Verluste alte und schöne Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Könnte es gar sein, dass Lagerfeld hier eine leichte Kritik übt. Nein, das ist eher unwahrscheinlich. Die Kollegen von Style.com sahen im Setting auch eine Hommage an Metropolis von Fritz Lang, das in einem kleinen Auszug noch bis letzten Woche in der eher mäßigen Deutschland-Ausstellung im Louvre gezeigt wurde. Die Exposition bekam viel Kritik und das zu recht. Eine super mäßige Ausstellung, die da geboten wurde, aber wo eben auch Fritz Langs Meisterwerk in einem kleinen Ausschnitt zu sehen ist. Gab das Lagerfeld die Idee?
Wie auch immer, kommen wir zur Mode: Und die war typisch Chanel. Der geneigte Leser weiß, dass ich der Meinung bin, dass Lagerfeld immer eine gute und dann eine schlechte Kollektion abliefert. Das war in meinen Augen mal wieder eine Gute, weil sie echt schöne udn tragbare Sachen lieferte. Die kurzen Minis sind die klare Ansage, dass man auch in der Haute Couture lieber Frauen wie Diane Kruger bedient, denn Meryl Streep.
Aber diese dicken Gürtel zu den kurzen Röcken plus die diesmal wirklich beeindruckenden Tweedjackets und die Whole-Leg-Stiefel – das hat schon was.Die ganze Kollektion ist viel lässiger als sonst. Dieser leichter Dreh zum Bobo-Schick à la Isabel Marant gedreht auf Haute Couture gefällt mir.
Minis gab es nun gleich im Dutzend. Aber ich entschuldige die Redundanzen inzwischen, weil Lagerfeld und auch Armani in ihrem Alter das Budget haben und die Alters-Sanftheit, viele Stücke zu produzieren und wenige aus dem Defile zu schmeißen. Je älter der Designer, desto mehr Modelle auf dem Laufsteg. Das kennen wir schon.
Kommen wir zur Abendmode, die ich weniger innovativ fand, als die Tagesoutfits, aber die eben immer sein müssen, um die ganzen Stars auf dem roten Teppich ausstatten zu können. Die Modelle oben sind in meinen Augen die Highlights, vieles ansonsten sah aus wie aus den vergangenen Saisons.
Kommen wir zum Schluss noch zu diesem Mantel, der meiner Meinung nach ein Paradestück für Haute Couture ist. Schaut mal genau hin, der ist unten nach außen gedreht und der Stoff geht, allerdings schmaler wieder nach oben. Das ist ein Wahnsinnsteil an Ideen, Verarbeitung und Schnitt. Das ist echte Haute Couture.
Zum Abschluss noch ein kleiner Blick auf die Braut, die in Weiß über das Abbruchgelände hinwegsteigt, geführt vom Meister selbst.
Fotos: Catwalkpictures