Escada. Eine Katastrophe?

„Kommst du mit zur Escada-Show?“, fragte Kathrin. –„Hm. Aber nur wenn ich schreiben darf, was ich denke“. – „Klar“.

Also fuhr ich am Mittwoch mit geringen Erwartungen und einem festen Bild im Kopf zur königlichen Porzellan-Manufaktur Nymphenburg im Nymphenburger Schloss in München, um mir die Escada Kollektion Herbst/Winter 2014/15 und eine Capsule Collection mit Nymphenburg anzuschauen. Rosafarbene Ballons wiesen den Weg in herrschaftliche Räume mit großzügigen Flügeltüren, opulenten Kronleuchtern und – natürlich – Nymphenburger Porzellan. Ich rechnete mit einer Katastrophe – bisher konnte ich mit der Mode des börsennotierten Modehauses aus Aschheim so gar nichts anfangen. Altbackene Schnitte und überladene Prints prägten meinen Eindruck von Escada.

Designer Daniel Wingate krempelte mit dieser Kollektion meine Ansicht um.

Escada Herbst/Winter 2015

Die Kollektion in einem Satz: 70er Jahre meets Lady Chic

Die Looks: Die knackig geschnittenen Boot Cut-Hosen mit bodenlangem Schlag zu kastigen Kurzjacken in intensiven Farben oder rauchigen Pastelltönen wirken durch das Styling extracool: Zarte Foulards, die um den Hals geknotet werden, kombiniert mit einem glitzernden, breiten Kropfband. Neben den maskulinen Hosenanzügen zeigt Escada natürlich auch Glamour, aber mit geschickten Brüchen. Dekorative Schmucksteine als Knöpfe nehmen Blazern die Strenge. Mit Brokat veredelte Kleider werden zu lässig gewickelten Strickjacken kombiniert. Fließende, hochgeschlossene Neckholderkleider entfalten erst bei Anblick auf die geschlitzte Rückensicht ihre Pracht.

Location: Nymphenburger Schloss

High-Light: Das Styling. Neben den schon erwähnten Foulards hat mir die Idee sehr gut gefallen, Knöpfe durch simple, schwarze Bänder zu ersetzen. Als Stylistin war übrigens Veronika Heilbronner engagiert, die bei Escada als “ehemalige Harper’s Bazaar-Redaktuerin” bezeichnet wird – scheinbar gibt es also einen weiteren Wechsel in der Redaktion des Luxus-Magazins.

Low-Light: Eine rosafarbene Abendrobe mit angedeutetem Korsett und Ziernähten, die verloren am deutschen Model Esther Heesch hing. Aber moderne Damen tragen zur Abendveranstaltung ja sowieso einen Jumpsuit oder Hosenanzug.

Kunden, die diese Kollektion mögen, mögen auch: Dorothee Schumacher

Steht Frauen wie: Die knallengen Schlaghosen verlangen natürlich nach schmalen Endlosbeinen. Aber fließenden Kleider und die Kombination aus Bluse und hoch sitzendem, engem Maxi-Rock , sieht auch an Curvy Girls fantastisch aus

Talk: Fotoverbot! Schon im Vorfeld wurde auf das ausdrückliche Fotografie-Verbot hingewiesen. Vor Ort hielten sich dann fast alle (außer Kathrin) daran. So konzentrierten sich die Gäste vollständig auf die Mode

Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015 Esther Hersch
Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015
Escada Herbst/Winter 2015

Die zur Verfügung gestellten Bilder zeigen meiner Meinung nach leider nicht die besten Looks der Escada-Kollektion Herbst/Winter 2015/16. Das Video vermittelt einen viel besseren Eindruck.

Megha Mittal Glenn McMahon

Escada-Inhaberin Megha Mittal und der neue CEO Glenn McMahon. Vorgänger Bruno Sälzer verließ Escada im Februar 2014.

API_ESCADA_FASHION_SHOW_MUC_002_JPG_Prev_1

Die limitierte Porzellan-Figurine  Tiny Dancer‘ hat Nymphenburg exklusiv für ESCADA hergestellt hat – sozusagen als Aushängeschild für die achtteilige Capsule-Kollektion. Wenn es repräsentative Bilder der Capsule-Kollektion gäbe, würde ich sie zeigen.

Leseempfehlung: Dr. Alfons Kaiser von der FAZ wartete nach der Show geduldig auf das lang ersehnte Interview mit Megha Mittal, um sie ganz charmant in die Mangel zu nehmen. Das Interview findet ihr hier: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Fotos: Agency People Image (c.) Michael Tinnefeld für Escada

Der Beitrag Escada. Eine Katastrophe? erschien zuerst auf Modepilot.