Madeleine: vom Versandhandel zum E-Commerce

Madeleine Online shop Versandhandel Modepilot

Der deutsche Online-Shopper gilt international als attraktiv, weil er sich mit Bestell- und Bezahl-Vorgängen leichter tut als andere. Die großen Onlineshop-Betreiber, mit denen ich in den letzten Jahren immer wieder sprach (selbst leitete ich E-Commerce im High Fashion Bereich), führen das auf unsere Versandhandel-Tradition zurück. Wir Deutschen sind mit dem Bestellen von Kleidung wahre Profis: weniger Rückfragen beim Service, schnellerer Abschluss im Kaufprozess. Auch die höhere Retourenquote, die wir bei Onlineshops verursachen, ist auf unsere Übung zurückzuführen: der smarte Shopper bestellt sich die Hose in zwei Größen, behält die passende und das Zurücksenden hat er drauf.

Ich finde das spannend. Zumal mir bewusst wird, dass mich Kataloge noch vor der Vogue-Lektüre prägten. Ich liebte es, als kleines Mädchen in der Küche darin zu blättern. Auch, wenn meine Mutter mit den Augen rollte, wenn ich den Blätterkatalog aus der Post fischte. Die schönen Models der Neunzigerjahre – mit der Hand am aufgestellten Mantelkragen oder in der Taille – kannte ich zunächst aus Heften mit einem Waren-Bestellformular.

Heute trägt Laufstegmodel Izabel “Iza” Goulart die Herbstmode von Madeleine, dem Mode-Versand, der 1978 von Gustav und Grete Schickedanz (Quelle Versand) gegründet und nach deren Tochter benannt wurde. Seit 2001 gibt es Madeleine Damenmode auch online zu bestellen. 30 Prozent des 161 Millionen Euro Umsatzes der Madeleine Gruppe stammen bereits von reinen Online-Shoppern, wobei Telefonbestellungen, die es auch bei reinen Onlineshops gibt, zum Versandhandel gezählt werden. Jetzt bestellte ich mir auf www.madeleine.de Schuhe, wie ich sie mir vor einigen Saisons bei Pierre Hardy gekauft hatte: halbhohe Pumps aus zweierlei blauem Leder. Sie kosten circa ein Fünftel (150 Euro, madeleine.de/lederpumps) des Originals, sind breiter geschnitten, haben ein Fußbett und einen etwas breiteren Absatz. Klar, in der Formensprache ist der Pierre Hardy Pumps unschlagbar. Pierre Hardy ist und bleibt mein liebster Schuhdesigner, doch für den Alltag und die Paris Fashion Week, wo Schotter und Kopfsteinpflaster den Weg zur nächsten Fashion Show ebnen, ist der Madeleine-Pumps das dankbarere Modell.

Iza Goulart Madeleine Kathrin Bierling Modepilot

Model Izabel Goulart im Herbstkatalog “Feeling” von Madeleine und ich bei der Paris Fashion Week: der blaue Madeleine-Pumps passt zum Outfit aus Matthew Williamson-Kleid, Yves Saint Laurent-Mantel und Céline-Handtasche

Pierre Hardy Pumps Madeleine blau Wildleder Modepilot

Der aktuelle Madeleine-Pumps im Vergleich zum Original von Pierre Hardy (helle Kappe)

Julia Schwägerl, die 31-jährige Produkt Managerin bei Madeleine, die ich zum Interview treffe, erzählt, dass es nicht einfach war, Model Goulart für den Herbstkatalog “Feeling” zu bekommen. Schwägerl kennt die Trends aus Paris und Mailand. Sie macht sie tragbar. Zum richtigen Zeitpunkt. Mit anderen Materialmischungen und versetzten Nähten.

Welche Herausforderung bieten Trends aus Paris & Co. zuletzt für Ihre Arbeit?

Julia Schwägerl: ”Spontan? Bauchfrei und Neopren. Der Neoprenstoff kam letzten Sommer in der Mode groß raus. In der Tauchbekleidung besteht er aus reinem Polyamid, bei der High Fashion teilweise auch, aber für unsere Größen geht das teilweise nicht. Wir entschieden uns für eine Mischung aus Polyamid, Polyester und Elasthan, damit es weich, fließend und figurschmeichelnd ist.”

Und den Bauchfrei-Trend setzen Sie für Madeleine um?

Julia Schwägerl: “Der Bauchfrei-Trend kommt uns total entgegen, weil mit ihm die Hosen mit hohem Taillensitz wieder kommen. Die Mehrheit unserer Kunden hat niedrig sitzende Hosen eher seltener tragen wollen. Für uns ist die Passform entscheidend.”

Welche Kundin haben Sie vor sich, wenn Sie solche Entscheidungen fällen?

Julia Schwägerl: “Sie ist Anwältin, Ärztin oder Arzt-Gattin, die selbst berufstätig ist und eine Familie, vielleicht mit vier Kindern, hat. Sie möchte alles unter einen Hut bekommen und dabei immer schick sein. “Easy Chic” nenne ich das.”

Wie sieht sie aus, wenn sie morgens aus dem Haus kommt?

Julia Schwägerl: “Sie trägt eine gepflegte Jeans, eine Seidenbluse, bequeme Pumps und wirft sich noch einen Blazer über. Dann vielleicht noch eine schicke Sonnenbrille und eine große Handtasche.”

Julia Schwägerl Modepilot

Julia Schwägerl

Was trägt die Madeleine-Kundin in diesem Winter?

Julia Schwägerl: “Einen lässigen Oversize-Mantel. Da muss man aufpassen, dass er auch wirklich nach “Oversize” aussieht und nicht so ein veganes Teilchen ist: nicht Fisch, nicht Fleisch. Der Shape muss zu erkennen sein. Mäntel sind das ganz große Thema: Wollmäntel, auch in Kaschmirmischungen – da kommt jetzt viel. Und Lederjacken als Blazer-Ersatz über die Bluse getragen.”

Und nächsten Sommer?

Julia Schwägerl: “Da habe ich dir einen unserer Vorab-Kataloge für Frühjahr/Sommer 2015 mitgebracht, die exklusiv an unsere besten Kundinnen gehen (bei Madeleine wird der Sommerkatalog 2015 im Dezember versendet). Wir haben für den kommenden Sommer plissierte Maxi-Röcke, viele Acqua-Töne und Holzfarben, was sich bei Naturfasern anbietet. Seide ist ja nie rein Weiß, sondern immer gebrochen Weiß.”

Was, wenn ein Produkt so gar nicht funktioniert?

Julia Schwägerl: “Das kann passieren. Dann war man damit vielleicht zu früh dran. Oft versuche ich so ein Produkt in der nächsten Saison in einer anderen Farbe noch einmal anzubieten und dann funktioniert es. Das, was ich jetzt auf den Schauen so sehe, ist teilweise noch zu früh für die Kundin.”

Fotos: Madeleine, Modepilot/Barbara Markert

Herbst-Shopping by Barbara & Kathrin

Barbara und ich planen unsere Herbst-Garderobe 2014 mit den “New Arrivals” in unseren liebsten Onlineshops. Unsere Top 5 (10 insgesamt):

1) Mantel. Beide haben wir bereits genügend Mäntel, um bei jedem Wetter gut angezogen zu sein, aber welcher Statement-Mantel der Herbstsaison 2014 fehlt uns noch, z.B. für die Schauen?

Barbara: Als Mutter und rasende Reporterin muss es schnell gehen, aber auch schön warm sein. Ich finde die neuen Modelle der sogenannten Biker-Coats super praktisch, denn sie haben eine sportliche Anmutung, sind aber auch lang genug, um überflüssige Pfunde an Hüften zu kaschieren und die Nieren warm zu halten. Für mich einer DER Trend-Mäntel dieses kommenden Winters.

Biker Coat mit überlappenden Kragen, von Stella McCartney, über Farfetch

Kathrin: Ein heller, freundlicher Mantel fehlt mir. Pink mache ich jetzt nicht mehr. Doch, wenn im September zu den Schauen in Mailand und Paris die Sonne scheint, dann möchte ich dieses Mal “Frühling” mit meinem Outfit schreien! Über die Trillionen-Investition denke ich nicht wirklich nach: der Mantel von Giambattista Valli Couture dient mir als Inspiration.

Giambattista Valli Couture Mantel Modepilot

2) Stiefeletten. Was fehlt immer? Jetzt-Schuhe mit Absätzen, die super bequem sind und auch nach acht Modeschauen pro Tag kein Fußleiden erzeugen. Die Suche danach ist aufwendig, Erfahrungswissen hilft…

Barbara: Je älter man wird, desto weniger will man leiden. Mich hat die Erfahrung gelehrt, dass breite Absätze stabiler sind. Man knickt weniger um, kann schneller rennen. Und als Mutter habe ich keine Zeit, 500 Schnallen zu schließen. Daher fällt meine Wahl auf diese Chloé Stiefelchen. Ein Mittelding zwischen Stiefel und Ankle-Boot, passt zum Rock wie zur Slimfit-Jeans.

Chloé Mid-Half Boots über Farfetch

Kathrin: Ich sag nur zwei Worte: Pierre Hardy. Nichts gegen Saint Laurent, wo sich nun jeder seinen Jetzt-Schuh kauft – lauter formschöne Modelle, keine Frage, aber ich bleibe meinem Pierre treu. Ich mag es, wie er mit den Farben umgeht. Die Kopien seiner Schuhe sehen immer wie ein billiger Abklatsch aus.

Pierre Hardy Stiefeletten Modepilot

3) Rock. In “Ökonomisch gedacht: Was gehört in den Kleiderschrank?” erwähnten wir bereits, dass Röcke bestenfalls auch zu schwarzen Strumpfhosen kombinierbar sein sollten. Sie sind sonst kaum einsetzbar – Röcke, die man nur zum nackten Bein tragen kann (hell und hell gemustert, beispielsweise) sind Schrankleichen.

Barbara: Für die kommende Herbst/Wintersaison habe ich mir fest vorgenommen, endlich in einen Lederrock zu investieren. Schwarz finde ich langweilig. Mich überzeugt der grüne Bleistiftrock von 3.1. Philip Lim, den ich zu meinen zahlreichen grauen Oberteilen und mit Strumpfhosen und Stiefeletten tragen kann.

grüner Lederrock

Kathrin: Boah, von Röcken habe ich genug (Bleistiftröcke aus Leder, Strickstretch in allen Varianten, Taillenröcke auf Midi-Länge). Röcke, die mich jetzt noch reizen würden, erfordern bei Kälteeinbruch farbige Strumpfhosen. Helle Lederröcke zu weißen Strumpfhosen sehen super aus. An anderen. Ich werde es nicht tragen. Auch rote, braune, grüne Strumpfhosen werden in der zweiten Hälfte 2014 nicht an meinen Beinen stattfinden. Daher gibt als Neu-Erwerb nur diese Option für mich, meine Form des Hosenrock-Trends:

Hose Rock Vivienne Westwood Modepilot

4) Bluse. Sie hat eine Halbwertszeit: Flecken, die nicht mehr rausgehen, abgescheuerte Manschetten- oder Kragenkanten. Wer also seinen Blusentyp gefunden hat (Herrenhemd, Wickelbluse, tailliert oder mit Schluppe, Mao-Kragen oder ausgeschnitten), hat dennoch regelmäßig bedarf an Nachschub.

Barbara: Eben. Blusen braucht man immer. Was in meinem Schrank komplett fehlt sind Muster und die sind ja schon ein paar Saisons “in”. In ein komplettes Mustermix-Outfit zu investieren, ist mir zu riskant. Ich gehe auf Nummer sicher und investiere nur in ein Oberteil, mit dem ich Schwarzes und Graues aufmotze oder das ich an mode-mutigen Tagen sogar mit anderen Mustern (theoretisch) kombinieren könnte. Die Miu Miu Bluse ist an sich perfekt: Sie hat einen Kragen (wichtig!) und genau die richtigen Farben für meinen fahlen Teint. Nur ihr fehlen die Ärmel und sie ist mir etwas zu teuer. Vielleicht finde ich was Ähnliches noch mit Ärmeln und in billiger.

Gemusterte Bluse mit Kragen ohne Ärmel. Von Miu Miu. Über Mytheresa

Kathrin: Blusen bestehen aus 100 Prozent Seide oder aus fast 100 Prozent Baumwolle (mit Stretchanteil) – mit allen anderen Materialien kann man mich jagen. Schluppen bevorzugt. Aktueller Favorit: Sie gestreifte Schluppenbluse von Stella Jean.

Seidenbluse Stella Jean Streifen 2014 Matches

5) Pullover. Kann man derzeit nicht genügende haben. Kurzes Sweatshirt? – passt hervorragend zum Taillen-hohen Rock. Rollkragen, Rollkragen, Rollkragen. Und Kaschmir ist die extra Portion Schmeicheleinheit.

Barbara: Pullover habe ich en masse und irgendwie klingeln bei mir die Trend-Glocken, dass man für die Herbsttage einen Poncho oder ein Cape bräuchte. Die zeigte auch Hedi Slimane zuhauf bei seiner letzten Herrenshow für Saint Laurent. Yep, ich habe den Eindruck, dass die modisch wichtiger werden. Denn: Ponchos sind cool, lässig und die idealen Begleiter für alle Hosen. Ob weit oder slim.

Gestricktes Raquel Cape in Patchwork Optik, von Etoile Isabel Marant, üner Net-a-Porter

Kathrin: Pullover dürfen nicht zu kurz sein. Sommer-Pullover ist ein Unwort – die beiden Begriffe schließen sich gegenseitig aus. Achtet auf eure Nieren! Schmal geschnitten bewährt sich: so passen sie zu allen Rockformen, ohne ein unförmiges Etwas aus dir zu machen. Das Tolle ist, dass Pullover nun selbstverständlich zu Röcken und High-heels getragen werden. Mein aktueller Allrounder stammt von Matthew Williamson (aus dem Sample Sale in London) mit aufwendiger Rosenstickerei in Rot/Pink auf Dunkelblau. Cremefarbene Pullover sind super für die anbrechende Saison und ein Pullover in tiefem Grün steht auch noch auf meiner Shoppingliste – leider noch keinen gefunden.

Cremefarbener Rollkragenpullover Zara Modepilot

Fotos: Matches, Farfetch, Mytheresa, Net-a-porter, Zara, Unger, Conley’s, Farfetch